Flexibilität vs. Erreichbarkeit – ein Balanceakt für Arbeitgeber
Homeoffice ist längst fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt. Viele Unternehmen profitieren von der Flexibilität, die diese Arbeitsform mit sich bringt. Mitarbeitende können effizienter arbeiten, Zeit für Pendelwege sparen und Familie und Beruf besser vereinbaren.
Doch was passiert, wenn ein Mitarbeiter im Homeoffice regelmäßig unerreichbar ist? Welche Schritte kann ein Arbeitgeber unternehmen, um das Problem zu lösen? Solche Situationen können zu Unsicherheiten führen und das Vertrauen in die Leistung des Mitarbeitenden beeinträchtigen.
Das Problem: Unerreichbarkeit im Homeoffice
Ein Mitarbeiter im Homeoffice ist online, sein Status zeigt „verfügbar“ – dennoch reagiert er nicht auf Anrufe oder Nachrichten. Solche Situationen können die Zusammenarbeit erschweren und das Vertrauen in die Arbeitsleistung des Mitarbeitenden beeinträchtigen.
Dass der Mitarbeitende nur schwer erreichbar ist, ist jedoch nur das Symptom, ein Problem entsteht, wenn er/sie auch keine zufriedenstellenden Arbeitsergebnisse liefert. Ein solches Verhalten kann das gesamte Team belasten, insbesondere wenn andere Mitarbeiter die Arbeit des unerreichbaren Kollegen mit übernehmen müssen.
Im Homeoffice muss der Mitarbeitende ebenso die vereinbarten Ergebnisse liefern wie im Betrieb. Im Homeoffice ist es aber umso wichtiger, klare Erwartungen an die Arbeitsleistung und die Erreichbarkeit zu formulieren.
Klärendes Gespräch führen
Der erste Schritt sollte immer ein offenes und konstruktives Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeitenden sein. Dabei sollten folgende Punkte angesprochen werden:
Beobachtung mitteilen:
Der Arbeitgeber sollte sachlich erläutern, dass die Erreichbarkeit des Mitarbeitenden problematisch ist und konkrete Beispiele nennen.
Bedeutung der Erreichbarkeit betonen:
Eine klare Kommunikation hilft dabei, das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Verfügbarkeit und Reaktionszeiten zu schärfen. Besonders in Teamstrukturen kann die mangelnde Erreichbarkeit zu Störungen führen.
Ablauf und Arbeitsweise klären:
Falls keine festen Arbeitszeiten bestehen, kann eine Abstimmung über Kernarbeitszeiten oder erreichbare Zeitfenster helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Auch individuelle Herausforderungen, wie private Verpflichtungen oder gesundheitliche Aspekte, sollten thematisiert werden, um eine faire Lösung zu finden.
Das Gespräch sollte nicht konfrontativ, sondern unterstützend geführt werden, um herauszufinden, ob es mögliche Gründe für die Unerreichbarkeit gibt und welche Lösungen infrage kommen.
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Verbindliche Vereinbarungen treffen
Wenn das Gespräch keine Verbesserung bringt oder der Mitarbeitende das Problem nicht einsieht, sollten verbindliche Regelungen getroffen werden. Dazu gehören beispielsweise:
Klare Erreichbarkeitszeiten definieren:
Arbeitgeber können mit dem Mitarbeitenden festlegen, in welchen Zeiträumen er zuverlässig erreichbar sein muss. Besonders wichtig ist dies bei Meetings, Abstimmungen oder Aufgaben, die Teamarbeit erfordern.
Regelmäßige Updates oder Check-ins einführen:
Kurze tägliche oder wöchentliche Abstimmungen per Video- oder Telefonkonferenz können sicherstellen, dass der Mitarbeiter seiner Arbeit nachkommt und sich in das Team integriert.
Leistungsziele definieren:
Falls es weniger auf die Anwesenheit, sondern mehr auf Ergebnisse ankommt, sollten klare Leistungsvorgaben vereinbart werden. Diese können anhand von Projekten, Deadlines oder Zielvereinbarungen messbar gemacht werden.
Nutzung von Tracking-Tools prüfen:
In manchen Unternehmen kann es sinnvoll sein, Arbeitszeit- oder Projekterfassungstools zu nutzen, um die erbrachte Leistung objektiv bewerten zu können. Dabei sollte jedoch die Datenschutzrichtlinie des Unternehmens beachtet werden.
Homeoffice-Privileg überdenken
Falls der Mitarbeitende trotz Gespräch und verbindlicher Vereinbarungen weiterhin nicht erreichbar ist und seine Arbeitsleistung nicht nachweist, kann das Homeoffice-Privileg infrage gestellt werden. Arbeitgeber haben das Recht, Mitarbeitende zurück ins Büro zu beordern, sofern dies arbeitsvertraglich oder betriebsintern geregelt ist.
Allerdings zeigt die Praxis, dass viele Mitarbeitende, die im Homeoffice nur eingeschränkt erreichbar oder produktiv sind, ihr Verhalten im Büro nicht ändern. Während im Homeoffice die Unerreichbarkeit stärker auffällt, wird ineffizientes Arbeiten im Büro oft weniger hinterfragt.
Manche Mitarbeitende verbringen viel Zeit mit privaten Gesprächen, häufigen Pausen oder anderen Ablenkungen, was die Produktivität ebenfalls beeinträchtigen kann. Das Problem liegt somit weniger im Arbeitsort als in der generellen Arbeitsmoral des Mitarbeitenden. Arbeitgeber sollten daher genau prüfen, ob eine Rückkehr ins Büro tatsächlich zu einer Verhaltensänderung führt oder ob andere Maßnahmen, wie engere Führung oder Leistungsüberprüfungen, effektiver sind.
In besonders hartnäckigen Fällen kann der Arbeitgeber weitere arbeitsrechtliche Maßnahmen ergreifen, darunter:
Abmahnung:
Wenn wiederholte Unerreichbarkeit die Arbeitsleistung beeinträchtigt, kann eine Abmahnung gerechtfertigt sein. Eine Abmahnung sollte dokumentiert und mit einer klaren Erwartung an das Verhalten des Mitarbeiters verknüpft werden.
Versetzung oder Kündigung:
Falls keine Verbesserung eintritt und die Arbeitsleistung dauerhaft ungenügend bleibt, kann eine Versetzung oder in letzter Konsequenz eine Kündigung erwogen werden. Hier sollten Arbeitgeber jedoch juristischen Rat einholen, um sich rechtlich abzusichern.
Fazit: Die richtige Balance finden
Homeoffice kann für beide Seiten Vorteile bieten, erfordert jedoch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Arbeitgeber sollten klare Erwartungen formulieren und verbindliche Regeln für die Erreichbarkeit aufstellen.
Falls sich ein Mitarbeitender dem entzieht, müssen konsequente Maßnahmen folgen – bis hin zur Rückkehr ins Büro oder arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Allerdings zeigt sich oft, dass mangelnde Arbeitsdisziplin nicht durch den Arbeitsort bestimmt wird, sondern durch die Einstellung des Mitarbeitenden.
Mit der richtigen Vorgehensweise können Unternehmen sicherstellen, dass Homeoffice nicht zur Arbeitsvermeidung genutzt wird, sondern eine produktive und effektive Arbeitsform bleibt. Arbeitgeber sollten jedoch stets eine Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen finden, um die Motivation und Produktivität ihrer Mitarbeiter zu fördern.
Falls Sie Fragen zu diesem Thema haben oder rechtliche Beratung benötigen, können Sie mich gerne kontaktieren.